Campingfreizeit am Lago di Bolsena / Italien vom 22.08.1999 – 05.09.1999

 

Am Samstag abend begann unsere Fahrt nach Italien, nachdem wir tagelang unsere Campingausrüstung und Kleidung gepackt hatten. Wir rechneten so mit 10 Stunden Fahrtzeit, jedoch übermannte uns immer wieder die Müdigkeit, so daß wir uns beim Fahren oft abwechselten und schließlich auf einem Parkplatz anhielten, um im Auto zu schlafen. Leider machten wir dort mit den ersten italienischen Stechmücken Bekanntschaft, so daß von Schlaf keine Rede sein konnte. Nach ca. 13 Stunden kamen wir endlich auf dem Campingplatz Valdisole an, gerade rechtzeitig zum Frühstück, welches von den schon Anwesenden, die eine ähnliche Fahrt schon hinter sich hatten, zubereitet worden war. Nach dem Frühstück galt es das Zelt aufzubauen, was einigen, die uns dabei beobachteten, großen Spaß bereitete. Die badischen Bläser hatten ein Areal am Rande des Campingplatzes, auf dem 52 Camper in 20 Zelten bzw. Wohnwagen hausten. Armin Schäfer, der die Freizeit leitete, hatte zusätzlich für die Gruppe ein Versorgungszelt, drei Kühlschränke, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Gaskocher, Frühstücksvorräte etc. mitgebracht.

Unser gemeinsamer Tagesablauf – alles unter der Sonne Italiens - sah folgendermaßen aus:

  • 8.30 Uhr Frühstück
  • 16.30 Uhr Ensemblespiel
  • 18.30 Uhr Abendessen

Neben den täglichen Routinearbeiten, wie Frühstück richten, Ameisen vertreiben, Geschirr spülen, Kindernachttopf leeren und Luftmatratze aufpumpen hatten wir auch viel freie Zeit zum Baden und Faulenzen. Der Campingplatz liegt direkt am See und hat einen schönen Sandstrand mit – aufgrund vulkanischen Ursprungs – schwarzem Sand. Das Wasser hatte eine Temperatur von ca. 25 °C, so daß man sich lange darin aufhalten konnte. Bälle, Luftmatratzen, Schlauchboote, Surfbrett waren vorhanden, so daß es viel Abwechslung gab. Es wurde auch viel gelesen, gemeinsam gespielt und gebastelt. Dorothea bot für die 25 Kinder und Teenies Bastelprogramme an, und es entstanden dabei regelrechte Kunstwerke.

Zu Abend aßen wir meistens ein Menü in einem nahegelegenen Restaurant. Dreimal gingen wir auswärts essen, wo wir à la carte speisten. Die Schwierigkeiten mit dem Lesen der italienischen Speisekarte sowie die Verständigung mit den Kellnern kann sich bestimmt jeder lebhaft vorstellen. Besonders schwierige Situationen wurden von unseren Italienkennern Hans und Armin gemeistert. Zum Abschluß des Tages saßen wir noch in unserer Zeltburg gemütlich bei einem Glas vino rosso oder wir "besiedelten Catan". Die Nächte waren oftmals kurz - aber mückenfrei.

 Etwa jeden zweiten Tag wurde von Hans und Marianne Reiser ein Kulturtrip angeboten. Wir haben in der näheren Umgebung des Campingplatzes historische Stätten etruskischen Ursprungs wie Orvieto, Sorano, Pitigliano, Saturnia und Tarquinia besucht. Auch wurde eine Bootsfahrt auf die Insel Bisentina, die im Lago di Bolsena liegt, unternommen. Höhepunkt war für uns die Ewige Stadt. Für diese Fahrt standen 25 Interessierte schon um 6.00 Uhr auf und fuhren mit dem Zug nach Rom. Die Stadt wurde hauptsächlich zu Fuß erkundet, und wir besichtigten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Besonders beeindruckend war der Petersdom – hier durfte man nur in züchtiger Kleidung hinein, ansonsten wurde man von den vielen Kontrollen zurückgewiesen. Hans wußte zu jedem Knochen und sonstigem Reliquienstück die entsprechende Legende und endete oftmals mit dem Satz: "Wir sind in Rom, wir glauben es." Leider mußten wir auch mit der profanen Welt Erfahrung sammeln. In der Buslinie 64 (Bahnhof-Vatikan) schlugen Taschendiebe erbarmungslos zu. Abends kamen wir erschöpft und voller Eindrücke am Campingplatz an und wurden hier mit einer weiteren harten Realität konfrontiert – während unserer Abwesenheit gab es ein Unwetter und die erschöpften Romfahrer mußten ihr Hab und Gut noch trockenlegen.

 Unter den Campern waren fast 30 Bläserinnen und Bläser, die eine sehr schöne bläserische Besetzung bildeten. So waren auch doppelchörige Werke möglich. Armin hatte Werke aus jeder Stilepoche vorbereitet, die wir fast jeden Abend 90 Minuten lang vor dem Abendessen probten. So war für jeden etwas dabei. Das Erarbeitete wurde in der zweiten Woche in Bolsena auf dem Marktplatz und in Marta auf der Uferpromenade den staunenden Italienern zu Gehör gebracht.

An unserem letzten gemeinsamen Abend wollten wir grillen; das taten wir auch, jedoch begann es plötzlich fürchterlich zu regnen und alle suchten Schutz unter Sonnenschirmen oder in Zelten. Beim Campen und unter Bläsern kann einen jedoch nichts so schnell erschüttern, und so genossen wir unseren letzten Abend trotz der hohen Luftfeuchtigkeit. Am nächsten Tag stand Packen und allgemeiner Aufbruch auf dem Programm. Die zwei Wochen waren wie im Fluge vergangen. Es war eine sehr schöne Zeit, in der wir viele nette Menschen kennengelernt haben. Den ganzen Tag über reisten sie ab und jedem wurde ein Ständchen geblasen – was manch eine Träne kullern ließ. Ein Trost: In zwei Jahren wird ja wieder eine Campingfreizeit angeboten.

Eine gute Zeit bis dahin wünschen Susanne und Rainer Steckel.