Sorano

Die Lage des Ortes Sorano orientiert sich am klassischen Modell der Felsenstädte in der Hochmaremma: auf einem weitläufigen, steil abfallenden Plateau aus Tuffstein gelegen, umgeben von drei Wasserläufen, liegt die mittelalterliche Altstadt, unterhalb derer noch die Zeichen älterer Zivilisationen, der Etrusker und der Prähistorie, zu erkennen sind.

Sorano ist einer der weniger bekannten Orte dieses Hügelgebiets, und auch derjenige, der am wenigsten durch Ausgrabungen erforscht wurde.

Dennoch ist Sorano aufgrund seines Reichtums an Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten dazu prädestiniert, zu einer der Hauptattraktionen des geplanten archäologischen Naturparks zu werden.

Der Ort liegt am Abhang des Monte Eimo, eines Berggehiets mit einer reichen Fauna und üppigen Waldflora.

Das ausgedehnte Gebiet der Gemeinde Sorano umfaßt ein beinah unberührtes Areal am Fuß der Berge mit einer schwachen Bevölkerungsdichte.

Dies ist der am weitesten landeinwärts und am höchsten gelegene Teil der Maremma; in der Nähe der ersten Vorappeninnenberge und an der Grenze zu Latium (Acquapendente, Onano), wo fast unvermittelt das Gebiet des Tuffsteins endet und die hellen Lehmhügel des Pagliatals beginnen.

Wie aus bisherigen Forschungen hervorgeht, gehört Sorano zu den Felsorten, die seit der Bronzezeit bewohnt waren; danach wurde der Ort zu einer Hochburg der Etrusker, auch wenn der antike Name des Ortes, wie auch seine Geschichte, noch nicht bekannt sind.

Der Name Sorano, der lateinischen Ursprungs ist, kommt wahrscheinlich von einer etruskisch-faliskischen (von Faleria) Gottheit, dem bekannten Pater Soranus, einem Gott, der den Bergen und den Wölfen zugeordnet wird, und sicherlich den unterirdischen Aspekt einer Sonnengottheit darstellt (Apoll oder Jupiter).

In der römischen Epoche war Sorano dem Munizipium von Sovana unterstellt.

Zahlreiche Kolumbarien aus der etruskisch-römischen Epoche bezeugen die Romanisierung des Ortes.

 

Sorano im Mittelalter

Die ersten historischen Hinweise nach dem Fall des römischen Reiches belegen, daß der Ort von den Truppen des Ariulf, des langobardischen Herzogs von Spoleto, besetzt worden ist.

Etwa im achten Jahrhundert ging Sorano in den Besitz des langobardischen Herzogs von Lucca, Walpert, über.

Danach wurde es im Jahre 862, unter der Herrschaft des Kaisers Ludwig II. der Grafschaft der Aldobrandeschi zugeordnet. Nach den Aldobrandeschi ging es an die römische Familie der Orsini (1312); die Medici wurden 1640 Herren von Sorano, bis 1737 der Ort unter die Herrschaft der Lothringer kam.

Weil es über viele Jahrhunderte und zu verschiedenen Gelegenheiten Objekt von Streitigkeiten, Belagerungen und Kriegen war, erhielt Sorano den Spitznamen des "Zündhölzchens Italiens". Dies war auch durch die besondere Lage des Ortes begründet: er liegt nämlich an den wichtigsten Zugangsstraßen zum Fioratal, die heute noch in Richtung Siena und seines Territorium führen.

Wunderbarerweise wurde der Ort, im Unterschied zu den Orten der Umgehung, nicht von der Malaria heimgesucht. Der fortschreitende Verfall des Tuffsteinfelsens, der den Verfall vieler Häuser mit sich brachte, führte schließlich zum unvermeidlichen Verlassen des Ortes.

Erst in jüngster Vergangenheit konnte Sorano sich aufgrund seiner unglaublichen landschaftlichen Schönheiten wieder als wichtiges Zentrum der Maremma behaupten.

Die Altstadt

Sorano ist der Ort der Hochmaremma, in dem noch am meisten die komplexe Wohnstruktur des Mittelalters erhalten ist. Der Grund dafür ist die Lage des Ortes, die zum Glück in ihrer Eigenheit jeden Versuch der Modernisierung und Transformation erschwert.

Der Tuffsteinfelsen, auf dem der Ort sich zusammendrängt, hat keine längliche Form, wie man sie gewöhnlich in diesen Orten etruskischer Herkunft vorfindet, sondern ist rund und ziemlich unregelmäßig.

Die Gebäude und Häuser liegen nicht, wie sonst, nur auf dem Felsplateau, sondern auch an seinen steilen Abhängen, sodaß die Wohnsiedlung gefährlich nah am Abgrund der tiefen Schlucht des Lenteflusses erbaut ist.

Der alte, über dem Abgrund an drei Wasserläufen und drei tiefen Schluchten gelegene Ort bietet einzigartige, spektakuläre Ausblicke.

Die felsigen Hügel, die das Dorf umgeben, verleihen mit ihren bizarren Felsenformen der Landschaft einen magischen, von Wesen aus alten Zeiten durchdrungenen Aspekt: Faune, Nymphen, Zwerge und Fabelwesen...

Die interessanteste und eindrucksvollste Art, die Altstadt zu entdecken und kennenzulernen, ist wahrscheinlich, sich im Gewirr seiner Gäßchen zu verlieren, die an den Seiten des Ortes abwärts führen und plötzliche Ausblicke auf Wälder und große Felsmassive bieten, die unvermittelt in ihrer ganzen Pracht der Natur auftauchen.