Bolsena

Von großem Reiz im nördlichen Latium ist der Lago di Bolsena (305 m; 114 km2 Fläche, bis 151 m tief) im Altertum 'Lacus Vulsiniensis', die Wassergefüllte Caldera eines im Tertiär zusammengestürztem Vulkans. Im südlichen Teil des Sees die kleinen Felseninseln Bisentina und Martana. Auf der letztgenannten wurde im Jahr 535 die Gotenkönig Amalasuntha, die einzige Tochter Theoderichs des Großen, auf Befehl ihres Mitregenten Theodahad im Bade erwürgt.

Im Nordosten des Sees liegt malerisch an einem Ufer das Städtchen Bolsena (348 m; 4000 Einw.), unterhalb der Stätte des alten Volsinii, des politischen Mittelpunkts der zwölf etruskischen Bundesstädte (Reste einer Quadermauer), und des später (263 v.Chr.) dort errichteten römische Volsinii Novi, zu dessen Ruinen eine antike Straße mit Basaltpflaster hinaufführt. In Bolsena ist das Kastell (13. Jh.) beachtenswert, ferner im südlichen Teil des Städtchens die Kirche Santa Christina (13. Jh.), die eine schöne Renaissancefassade (um 1500) hat; über den Türen zwei Terrakottareliefs von Andrea della Robbia. Im Inneren die Grotta di Santa Christina, mit dem Grab der Heiligen; über dem Stein, mit dem sie im Jahre 278 ertränkt wurde, befindet sich der 'Altare del Miracolo', an dem sich 1263 das Wunder von Bolsena vollzog: ein böhmischer Priester, der die Lehre von der Transsubstantiation ( d.h. die Wandlung von Brot und Wein in das Fleisch und Blut Christi bei der hl. Messe) anzweifelte, wurde durch Blutstropfen an der eben geweihten Hostie überzeugt. Zum Andenken erhob Papst Urban IV. 1264 das schon 1246 in Belgien enstandene Fronleichnamsfest zum allgemeinen Kirchenfest und veranlaßte den Bau des prachtvollen Domes von Orvieto.